Die Ausstellung «kuska» gibt Einblick in die Geschichte und in aktuelle Fragestellungen der internationalen Entwicklungszusammenarbeit. Sie thematisiert grosse Erfolge wie z. B. den Rückgang der extremen Armut und zeigt gleichzeitig auf, dass wohlhabende Staaten auch heute noch weitaus mehr von den sogenannten Entwicklungsländern profitieren als sie diesen «helfen».
Die Ausstellung steht als Plakat- und Objekt-Ausstellung zur Verfügung. Der Aufbau der Objekt-Ausstellung ist mit einem grösseren Zeitaufwand verbunden, da sie ein Spiel und andere interaktive Elemente beinhaltet. Beide Ausstellungs-Varianten können mit einem 4-minütiger Kurzfilm und einem Audio-Interview ergänzt werden.
Der Begriff «Entwicklungshilfe» trat nach Ende des Zweiten Weltkriegs zum ersten Mal in Erscheinung. Wohlhabende Staaten setzten sich zum Ziel, die «Entwicklung» ärmerer Länder zu unterstützen und damit die weltweite Armut zu beenden. Mehr
Heute wird nicht mehr von «Entwicklungshilfe», sondern von «Entwicklungszusammenarbeit» gesprochen. Die Idee dahinter ist, dass wohlhabende Länder den «Entwicklungsländern» keine Vorgaben machen, sondern mit ihnen zusammenarbeiten.
Der Begriff «Entwicklung» ist umstritten, da er von der einseitigen Vorstellung ausgeht, dass sich ärmere Länder entwickeln sollen, während reichere bereits entwickelt sind. Wenn man bedenkt, dass wohlhabende Länder durch ihre verschwenderische Lebensart den Planeten gefährden, stellt sich jedoch die Frage, wer von wem lernen sollte.
Die UNO-Mitgliedsstaaten haben im Jahr 2015 die «Nachhaltigen Entwicklungsziele» verabschiedet. Sie sind vom Gedanken getragen, dass sowohl die Industriestaaten als auch die Entwicklungsländer einen Beitrag leisten müssen, um die Lebensbedingungen der Weltbevölkerung dauerhaft und nachhaltig zu verbessern. Denn nachhaltige Entwicklung ist Entwicklung, die «die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können» (Brundtland-Bericht 1992).
Wie hat sich die globale Armut in den letzten 25 Jahren entwickelt?
Armut wird in jedem Land unterschiedlich definiert. Armut im Vergleich zum jeweiligen sozialen Umfeld eines Menschen bezeichnet man als relative Armut. Extreme oder absolute Armut hingegen beschreibt die Situation von Menschen, die über unzureichende finanzielle Mittel verfügen, um lebenswichtige Grundbedürfnisse zu decken. Extreme Armut wird unter anderem an der Lebenserwartung, dem Pro-Kopf-Einkommen, der Kindersterblichkeit oder den Geburtenraten gemessen. Mehr
Obwohl heute mehr als ein Sechstel der Weltbevölkerung in extremer Armut lebt, hat sich die Anzahl der Betroffenen in den letzten Jahrzehnten stark verringert. 1960 starben noch 20 Millionen Kinder vor dem fünften Lebensjahr, 2010 waren es weniger als 8 Millionen. In den letzten 25 Jahren konnte die Anzahl Menschen, die in extremer Armut lebt, um die Hälfte reduziert werden. Gemäss Zielsetzung der UNO, sollen Armut und Hunger bis 2030 weltweit beendet werden.
Mit welchen Strategien soll Armut bekämpft werden?
4-minütiger Animationsfilm über die Geschichte der Entwicklungszusammenarbeit
Schon immer versuchten Menschen, existenzieller Not zu entkommen. Dies geschah durch Nahrungsmittelproduktion und Handel, aber auch durch Kriege, Versklavung und Ausbeutung. Es ist jedoch ein relativ neues Phänomen, dass reiche Länder die Armut anderer Menschen bekämpfen wollen. Mehr
Diesem Wunsch liegt einerseits die Erkenntnis zugrunde, dass Armut zu politischer Instabilität führt und diese sich global bzw. auch auf reiche Länder negativ auswirken kann. Andererseits schien es im 20. Jahrhundert dank technischem Fortschritt das erste Mal denkbar, die globale Armut zu beenden. Dazu kamen seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs verschiedene Strategien zum Einsatz. Viele davon scheiterten nicht zuletzt deswegen, weil die «helfenden» Nationen oftmals ihre Eigeninteressen in den Vordergrund stellten. Fazit ist auf erstens, dass es kein einfaches Rezept zur Armutsbekämpfung gibt und zweitens, dass Armut nur dann bekämpft werden kann, wenn dies in Zusammenarbeit mit den betroffenen Staaten und Menschen geschieht.
Profitieren die Industrieländer von den Entwicklungsländern oder umgekehrt?
Seit Jahrzehnten sendet die westliche Welt Milliarden in sogenannte «Entwicklungsländer». Wieso sind die meisten dieser Länder trotzdem noch Entwicklungsländer? Ist die Entwicklungszusammenarbeit gescheitert? Mehr
Die Strategien der Armutsbekämpfung sind umstritten. Unumstritten ist hingegen, dass Gelder der Entwicklungszusammenarbeit nur einen kleinen Teil der Gelder ausmachen, die in Entwicklungsländer fliessen. Die Migrantinnen und Migranten, die in Industriestaaten ausgewandert sind, überweisen drei Mal mehr Geld in ihre Heimatländer. Auch ausländische Direktinvestitionen in die Wirtschaft übertreffen die Hilfsgelder der Industriestaaten bei Weitem.
All diese Geldflüsse werden jedoch von jenen in den Schatten gestellt, die von Entwicklungsländern in Industriestaaten fliessen: zum Beispiel Schwarzgelder, Firmenprofite oder Geldreserven auf ausländischen Konten. Allein das Schwarzgeld, das in westlichen Steueroasen verschwindet, übersteigt die Gelder der staatlichen Hilfsgelder um mehr als das Neunfache.
Industriestaaten profitieren aber auch von qualifizierten Arbeitskräften aus Entwicklungsländern, deren Ausbildungskosten sie nicht tragen müssen oder von Rohstoffen, die billig aufgekauft und in Industriestaaten verarbeitet, verkauft und versteuert werden.
Für jeden Euro, der in Entwicklungsländer fliesst, fliessen zwei Euro wieder zurück in Industriestaaten. Die moralisch fragwürdigen aber legalen Steuerpraktiken internationaler Konzerne sind hier noch nicht mitgerechnet.
Soll ich direkt oder über Zwischenorganisationen spenden?
Zwischen den Spendern und den Bedürftigen stehen meist Organisationen in Industriestaaten, welche die Spenden sammeln, verwalten und weitergeben. Sie verursachen damit Kosten, die von den Spenden abgezogen werden. Nicht wünschenswert, oder? Wieso kommt nicht jeder Cent an? Mehr
Die Bekämpfung der globalen Armut ist nur möglich, wenn sich grosse Organisationen mit ausgebildeten Fachkräften daran beteiligen. Diese sind in der Lage, langfristige Programme zu koordinieren, zu begleiten und mittels Evaluationen zu verbessern. Administrative Kosten dienen dazu, die notwendige Professionalität zu gewährleisten, eine transparente Berichterstattung zu ermöglichen und mehr Spenden zu sammeln.
Manche kleine Organisationen können Spendengelder dank ehrenamtlicher Arbeit direkt weitergeben. Im Idealfall verfügen sie über ausgebildete Fachkräfte, die den sinnvollen Einsatz der Gelder gewährleisten und die Projekte begleiten. Der Wirkungsradius von kleinen Organisationen bleibt jedoch beschränkt.
Die zukünftigen Generationen werden die heutigen Anstrengungen nicht daran messen, wie viel Geld wir für Administration investiert haben. Vielmehr wird im Zentrum stehen, ob wir bei der Armutsbekämpfung Fortschritte gemacht haben. Wir sollten deshalb nicht fragen, wie hoch die Kosten für Administration, Fundraising und Forschung sind, sondern welchen Beitrag eine Organisation zur globalen Armutsbekämpfung leistet.
Wieso arbeiten Menschen ehrenamtlich, spenden Geld und setzen sich für ihre Mitmenschen ein? Bedeutet Engagement, um die halbe Welt zu reisen und Menschenleben zu retten? Ist es wirkungsvoll, sich dort zu engagieren, wo man sich wenig auskennt und die Sprache beschränkt spricht? Oder ist es sinnvoller, sich dort zu engagieren, wo man lebt und die Menschen und deren Bedürfnisse kennt? Mehr
Viele Menschen engagieren sich im Alltag für andere. Es ist jedoch nicht immer einfach zu entscheiden, wo Engagement sinnvoll ist. Die Geschichte der Entwicklungszusammenarbeit zeigt, dass gut gemeinte Taten nicht immer Positives bewirken, sondern auch Schaden anrichten können.
Dennoch lohnt es sich, solidarisch zu sein. Denn in einem reichen Land geboren zu werden, ist keine Leistung, sondern Glück. Und auch innerhalb einer kleinen Gemeinschaft haben wir je nach Geschlecht, Ethnie, Geburtsort oder Bildungshintergrund der Eltern andere Chancen. Chancen, die in Industriestaaten sehr viel ausgeprägter sind als in Entwicklungsländern.
Unerwartete Naturkatastrophen oder Kriege können wirtschaftlich unabhängige Menschen über Nacht zu Bedürftigen machen. Tsunamis oder Erdbeben können Häuser zerstören, die Essens- und Stromversorgung unterbrechen und das öffentliche Leben lahmlegen. Internationale Nothilfe ist meist schnell zur Stelle und versucht, die ursprüngliche Situation so schnell wie möglich wieder herzustellen. Im Idealfall werden Menschen in Not wieder zu unabhängigen Menschen. Mehr
Globale Armut ist kein unerwartetes Ereignis. Viele Menschen werden in die Armut hineingeboren und haben kaum eine Chance auf angemessene Ernährung, medizinische Versorgung oder Bildung. Eine nachhaltige Verbesserung der Lebenssituation ist entsprechend schwierig zu erreichen. Hilfsgelder oder Güter laufen Gefahr, nur temporäre Verbesserungen zu bringen und Menschen von diesen abhängig zu machen. Dass dabei die Perspektive auf Unabhängigkeit und Selbstbestimmung verlorengehen kann, ist sowohl für Geber als auch Empfänger ein Problem.
Seit den 1990er Jahren wurde der Fokus der Entwicklungspolitik verstärkt auf «Hilfe zur Selbsthilfe» bzw. auf eine partnerschaftliche Zusammenarbeit von Geber- und Nehmerländern gelegt. Was in der Theorie gut klang, erwies sich in der Praxis als schwierig umzusetzen. Der Grundsatz jedoch bleibt bestehen: Ziel der Entwicklungszusammenarbeit ist es, sich überflüssig zu machen.